Nach Schließung unseres Vereinslokals musste für den Fahnenschrank mit der ersten, nachweislich weit über 100 Jahre alten Vereinsfahne ein Platz gefunden werden, der dem historischen Ausstellungsstück gerecht wurde.
Im Flur des Amtshauses Bork ist dieses besondere Vereinskleinod nun für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der Stadt Selm hierfür unser besondere Dank!
„Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede.“ Getreu diesem Wahlspruch gehen seit 1879 die Sänger der Union zu ihrer wöchentlichen Probe. Den Gründern unseres Vereins war dieses Motto so wichtig, dass sie es auf die Rückseite unserer Vereinsfahne aufbringen ließen.
Singen war und ist in der Union in erster Linie Hobby, das zur Entspannung und Freude der Sänger beitragen soll. Doch seit Gründung des Vereins stand daneben, durch gepflegten Chorgesang auch zur Erbauung der Mitmenschen beizutragen.
Bei vielen Veranstaltungen war die Fahne der Kultgegenstand, um den man sich scharrte, ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit. Sie wurde mitgeführt bei Vereinsfesten, Kreis- und Bundeschortreffen. Dort wurde sie voller Stolz beim Umzug den Sängern vorangetragen.
Aber auch, wenn es galt, von einem Sänger für immer Abschied zu nehmen, wurde sie zum Grab getragen und wie heute in vielen Vereinen noch üblich, in das offene Grab gesenkt.
Aus den Unterlagen geht leider nicht hervor, in welchem Jahr die Fahne vom Verein in Auftrag gegeben wurde.
Ältester Nachweis über die Existenz dieser Fahne ist ein Fahnennagel aus dem Jahr 1909, der aus Anlass des 30. Jubelfestes dem Verein geschenkt wurde und auf der Fahnenstange aufgenagelt wurde. Eine Reihe solcher silberner Nägel wurde dem Verein zu verschiedenen Anlässen geschenkt. An ihnen kann man noch heute ein Stück Vereins- und Dorfgeschichte nachvollziehen.
Das Motiv, das die Vorderseite unserer alten Fahne ziert, ist ein von Lorbeerblättern umrankter Schwan, der seine Flügel ausbreitet. Auf seinem Rücken ruht eine Lyra. Der Schwan war schon in der Antike ein wichtiges Symboltier. Sein weißes Gefieder machte ihn zum Inbegriff edler Reinheit. Seit dem Mittelalter stand der Schwan für lieblichen Gesang und reine Sitten, er war Wahrzeichen der Poeten.
Auch die Lyra steht in enger Beziehung zu göttlicher Musik und Gesang. Eine griechische Sage berichtet, dass Orpheus, ein begnadeter Sänger, in einen Schwan verwandelt und zusammen mit einer Lyra zum Himmel versetzt wurde.
Leider muss der Zustand unserer Fahne als schlecht bezeichnet werden. Das Gutachten einer Fachfirma bescheinigt, dass eine Renovierung des Tuches nicht angeraten ist. Da die Motive nicht wie sonst häufig üblich aufgestickt, sondern aufgemalt wurden, sind sie zum Teil sehr blass geworden. Auch das Grundtuch hat wohl besonders durch den Einfluss von Feuchtigkeit gelitten, dass es stark mürbe geworden und nicht zu restaurieren ist.
Umso mehr freuen wir uns, dass die Fahne jetzt im Amtshaus Bork für jedermann sichtbar ausgestellt wird, und als sichtbares Zeichen der Tradition der „Union“ Zeugnis geben kann!